Schwarz-Schwedisch, Grobkörniger Basalt
102x10x43 cm, Sockel aus Holz
Andi Anderegg, 2012
Zum Titel - Zurück bleibt die Seele
Bildhauerei soll vorwiegend mit Formen, Flächen und Strukturen sprechen, nicht mit Worten, trotzdem einige Gedanken zum Titel dieser Arbeit.
Das Material für diese Arbeit stammt von einem Grabstein. Dieser Stein ist eine Erinnerung an einen nahestehenden Menschen. Der Stein musste weichen, um Platz zu schaffen, ein weiterer Schritt der Vergänglichkeit, eine weitere Erinnerung, welche wegfällt. Ein Grab wird aufgehoben, meist still und klanglos, aus dem Grabstein wird Schotter für den Strassenbau.
In dieser Arbeit wurde versucht, etwas von der Seele der Verstorbenen bildhauerisch festzuhalten. Dasjenige das zurückbleibt, wenn 'nichts' mehr ist.
Der Stein stammt aus Schweden und es handelt sich dabei um einen grobkörnigen Basalt, nach aktuellem Wissen um einen Dolerit. Früher wurde dieser fälschlicherweise als Granit oder Syenit bezeichnet. Der heutige Handelsname ist Schwarz- Schwedisch.
Erinnerungen
Dies war der Grabstein von Bäsi-Greth, der Zwillingsschwester meiner Mutter. Sie war ein sehr zentraler Mensch für mich, ein eigentlicher Mutterersatz. Da uns unsere Mutter relativ früh verlassen musste, hat sie uns Kinder betreut und die entstandene Lücke geschlossen. Sie war Mutterersatz mit Schwergewicht auf Mutter, nicht etwa auf Ersatz!
Sie war sehr gläubig und dies auf eine gute Art. Die katholische Kirche und deren Institutionen spielten für sie zwar eine wichtige Rolle, jedoch blieben Menschlichkeit und Religiosität für sie immer wichtiger. Letzten Endes hat sie ihren Glauben für sich gelebt und nicht versucht diesen anderen aufzuzwingen.
Als Kind waren die Momente bei Kerzenlicht vor dem Zubettgehen, mit all den Geschichten und Symbolen schön und auch wirklich wichtig! Später im Verlaufe des eigenen Lebens mussten Brücken geschlagen werden auf der Suche nach dem 'eigenen' Glauben. Dieser sieht nun auch anders aus, d.h. es besteht eigentlich keine Bindung mehr mit der Kirche. Jedoch scheint mir, dass im Kern doch vieles gemeinsam ist, im Glauben von Bäsi-Greth und dem meinigen.
Als Bäsi-Greth im Sterben lag, haben wir sie noch im Spital besucht, die Erinnerungen daran sind immer noch sehr stark. Da sich ihr Gesundheitszustand während unseres Besuches sehr schnell verschlechterte, mussten wir ihr Zimmer überstürzt verlassen und schnell Abschied nehmen. Beim Halten von Bäsi-Greth's Hand sagte ich ihr ganz bewusst auf Wiedersehen, im Bewusstsein dass der Abschied definitiv sein könnte, was er dann leider auch war. Sie hat dabei gelächelt und verstanden, dies hat sie uns gelehrt, dass wir uns wiedersehen, wie dieses Wiedersehen auch immer aussehen wird.
Da für mich meine Mutter und Bäsi-Greth gefühlsmässig eins sind, ist diese Arbeit gleichzeitig auch meiner Mutter 'Nini' gewidmet, darum der Untertitel Nini-Greth.
Gedanken Fragmente
- Guter Glaube wirkt leicht, belastet nicht und befreit.
- Irdische Zeichen wie das Kreuz verlieren ihre Bedeutung und Kraft nach dem Tode.
- Christen, Muslime, Juden und andere Glaubensausrichtungen werden eins.
- Glaube wird universell, ganz im Sinne des Universums.
- Das 'Jenseits' ist nicht auf die Erde und unsere Denkstrukturen beschränkt.
Dokumentation siehe unter Shop.